Volkswagen mit Jubiläums-Generation
Von Kai Schwarten
25 Jahre Reisemobile von VW – da stimmt doch was nicht? Fuhren nicht schon in den 1950er Jahren die liebevoll „Bulli“ genannten VW T1-Busse an Strände oder Seeufer, wo dann meist mehrere junge Leute heraus sprangen und dort ihre Wochenenden in den Bullis verbrachten? Damals noch unter zu Hilfenahme der so genannten „Jaffa-Möbel“, den ausgedienten Apfelsinenkisten vom Gemüsehändler um die Ecke, die liebevoll zu spartanischen Möbelstücken zusammengebaut wurden.
Andere Transporter, so der offizielle Volkswagen-Name, besaßen dann ab 1951 die Campingbox, die man bei Westfalia kaufen konnte. Damals stand Deutschland erst am Beginn der Massenmotorisierung. Seinerzeit kam auf 100 Bundesbürger nur ein Auto. So war es dann auch ein britischer Offizier, der die erste Wohneinrichtung für seinen Transporter orderte – eben diese Campingbox. 1957 nahm Volkswagen den „VW-Campingwagen“, wie er nun hieß, ins eigene Programm auf. Den Ausbau gab es weiterhin von Westfalia. Zwei Jahre später wurde der 1000ste Campingwagen fertiggestellt.
Im Sommer 1967 präsentierte Volkswagen die neue Generation des Transporters – den T2. Vor allem die Amerikaner begeisterten sich für das kompakte Freizeitfahrzeug. 1969 verließ der 50.000ste Campingbus namens Berlin das Band, zwei Jahre später bereits das 100.000ste Exemplar. Jetzt begann auch die Zeit der Joints rauchenden Hippies in Woodstock, Surfer an versteckten Stränden und ein Country-Musiker im Camper von Volkswagen, der für junge Leute zum Symbol der Freiheit wurde. Ausbauer blieb weiterhin Westfalia.
Auch bei der dritten Modellgeneration, dem T3, blieb Westfalia Ausbauer Nummer eins. Das herausragende VW-Campingfahrzeug der 1980er Jahre ist der Joker – doch er war für Ottonormalverbraucher unerschwinglich.
Während 1988 dann ganz Deutschland im Sommer erwartungsvoll auf die Olympischen Sommerspiele in Seoul blickt, bei denen Steffi Graf die Goldmedaille im Tennis gewinnen und die Bundesrepublik und die DDR sich letztmals als Kontrahenten gegenüberstehen sollten, tritt fast unbemerkt von alledem erstmals ein Siegertyp gänzlich anderen Formats in Erscheinung. Auf dem Caravan Salon in Essen 1988 fällt der Startschuss für den Volkswagen California und damit für das erste von bislang über 100.000 Reisemobilen aus Volkswagen-Hand. Mit einem dicken Rotstift und einer deutlich größeren Serienproduktion in Aussicht wurde vorher die Westfalia-Ausstattung von Volkswagen abgespeckt. Das brachte einen Einstiegspreis von damals 39 900 Mark, 10.000 Mark weniger als für die Westfalia-Ausführung. Und der Siegeszug begann, den Westfalia als Auftragsausbauer begleitete, den Joker aber weiterhin als hauseigenes Modell im Programm behielt.
Wahlweise wurde der neue California mit einem Aufstelldach oder einem Hochdach aus GFK geliefert, das in beiden Fällen ein weiteres Doppelbett offeriert. Damit avancierte er zur „mobilen Ferienwohnung für vier Personen“, wie es der damalige Verkaufsprospekt versprach. Als Motorisierung standen vier Aggregate zur Verfügung. Ein Turbodiesel-Motor mit 70 PS, der zum Verkaufsschlager wurde, und drei Benzinmotoren, die für einen stressfreien Urlaub eine Leistung von 78 bis 95 PS in Aussicht stellten. So gerüstet prägte der erste California den Begriff der „mobilen Freizeit“.
1990 zeigte Volkswagen abermals auf dem Caravan Salon den neuen California (ab 50.000 Mark) auf Basis des neuen Transporters T4. Bekannt und dennoch gänzlich anders zeigte sich der Nachfolger. Denn die neue Transportergeneration hat mit den alten Generationen nicht mehr viel gemein. Motor und Antrieb sind von nun an vorn.
Unverändert bleibt der Grundriss, die Funktionalität des Ausbaus ist aber umfangreich verbessert. So lässt sich nun die Sitzbank im Raum verschieben und unterschiedlich arretieren. Der Absorberkühlschrank ist einer schmalen Kompressorkühlbox gewichen, die gemeinsam mit dem Zweiflammkocher und einer Spüle den Küchenblock bildet. Die zugehörige Tischplatte verschwindet während der Fahrt in der Sitzkonsole der Schlafbank. Und beide Vordersitze lassen sich drehen und damit gut in den Wohnraum einbeziehen.
In den kommenden Jahren verbessert Volkswagen die Funktionalität des California im Detail. Zwei wesentliche Highlights kommen jedoch aus der Pkw-Entwicklung. So kann ab 1998 für das Allradmodell Syncro der 102 PS starke TDI geordert werden. Als Topmotorisierung steht außerdem der bärenstarke 150 PS-TDI zur Verfügung, der aus dem Wohnmobil im wahrsten Wortsinn ein Mobil zum Reisen macht. Aber 2003 ist Schluss für die zweite Generation des T4, auf dem rund 39.000 California gebaut wurden.
Die dritte California-Generation auf Basis des neuen Transporters T5 steht erstmals 2003 im Rampenlicht des Düsseldorfer Caravan Salon. Der neue California nutzt abermals den bewährten Grundriss seines Vorgängers, der mit linksseitiger Möbelzeile und rechtsseitiger Doppelsitzbank mit Liegefunktion sowie Stehhöhe durch ein Aufstelldach in idealer Weise Variabilität, Funktionalität und Komfort vereint. Dennoch ist alles anders: Volkswagen Nutzfahrzeuge baut den California nun gänzlich in eigener Regie.
Und jetzt, 25 Jahre nach dem ersten California, bringt Volkswagen Nutzfahrzeuge das Sondermodell California Generation auf den Markt. Die Preise beginnen für die 115 PS-Motorisierung (mit Blue Motion Technology) bei 57.986 Euro. Das Fahrzeug verfügt über umfangreiche Ausstattungsmerkmale. Von außen ist der „Generation“ durch spezielle Schriftzüge an Heck und Seitenschweller erkennbar. Beim Einsteigen werden die Trittstufen ebenfalls mit dem Generation-Schriftzug beleuchtet. Weiterhin verfügt das Sondermodell über anthrazitfarbene 17-Zoll-Leichtmetallräder, Privacy-Verglasung, graue Sitze in Leder/Alcantara-Kombination sowie ein Lederlenkrad.
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