Nissan Micra: Nicht wiederzuerkennen
Von Kai Schwarten
Wo ist denn der Nissan Micra geblieben, dieser rundliche Kleinwagen mit seinen lieben Scheinwerferaugen, der schon seit 1983 eine feste Auto-Größe ist? Hier ist er, nun schon in der fünften Generation. Und die hat es in sich: Der im Renault-Werk in Flins-sur-Seine, östlich von Paris gelegen, gebaute Micra (ab 12.9900 Euro) glänzt mit seinem scharfkantigen Design und seinen mächtigen Scheinwerfern und hat sein mausgraues Image endgültig abgelegt. Denn mit seinen starken, scharfen Charakterlinien, die aus jeder Position ins Auge fallen, wirkt der neue Micra athletisch und zugleich souverän.
Die verkürzte Motorhaube und der flachere Winkel der A-Säule erzeugen aus Sicht von schräg vorn eine muskulöse Silhouette. Ein weiteres prägnantes Gestaltungsmerkmal sind die eng gefassten, fließend in die Kotflügel gezogenen Scheinwerfer mit serienmäßigem LED-Tagfahrlicht. Hauptscheinwerfer mit LED-Technologie sind in Kürze optional verfügbar. Abgesehen von ihrer eindrucksvollen Optik, reduzieren sie den Energieverbrauch und steigern die Lichtausbeute.
Das ausschließlich als Fünftürer konzipierte Fließheckmodell ist länger, breiter und flacher als je zuvor. Auch der Radstand legte zu. Der neue Micra ist das breiteste und mit das flachste Modell seiner Klasse.
Die dynamische Dachsilhouette bildet mit der bis zum Heck geführten, scharfkantigen Charakterlinie ein gelungenes Ensemble. Die Gestaltung und farbliche Absetzung der Dachsäulen lässt das Dach wie schwebend wirken. Der integrierte Spoiler ist serienmäßig. Und in der C-Säule sind die „versteckten“ Griffe der Fondtüren platziert. Dadurch wirkt der neue Micra wie ein sportlicher Dreitürer.
Weitere gestalterische Akzente setzen die Bumerang-förmigen Heckleuchten. Und die scharfe Abrisskante der Heckklappe sieht nicht nur gut aus, sie bringt auch in punkto Aerodynamik Vorteile. Der Heckstoßfänger wird durch eine integrierte Fläche strukturiert, die serienmäßig im Carbon-Look ausgeführt ist.
Natürlich ist der äußere Auftritt des Fünftürers Geschmacksache, doch auch Pessimisten werden spätestens nach dem Einstieg von der neuen Designlinie des Micra überzeugt sein. Farbiges Kunstleder am Armaturenbrett ersetzt dunkles Hartplastik, macht gute Laune und steigert den Qualitätseindruck im elegant geschnittenen Cockpit.
Und in Sachen Fahrwerk und Lenkung wurde der kleine Nissan noch einmal nachgestrafft. Der genau vier Meter lange Kleinwagen liegt satt auf der Straße und sicher in der Kurve, allein bei schlechten Straßenverhältnissen und auf Kopfsteinpflaster wirkt er ein wenig irritiert. Aber: Als Reiselimousine ist er auch nicht konzipiert, eher als knackiges Kurzstrecken-Fahrzeug. Seine Lenkung arbeitet sehr präzise und die Bremsen sprechen schnell und zupackend an.
Spaß machte auch unser Testwagen, der 1,5 dCi-Diese in der Version N-Connecta (ab 20.590 Euro). Er hält zwar nur 90 PS und 220 Nm Drehmoment bereit, hat mit dem leichten Nissan aber keine Probleme. Wichtig: ein kräftiger Gasfuß. Wer das beherzigt und das Aggregat zwischen 2.000 und 3.000 Umdrehungen hält, lernt ihn als temperamentvolles Energiebündel kennen, das kaum sechs Liter Sprit zu sich nimmt. Auf der Autobahn lässt das Temperament naturgemäß etwas nach, immerhin bleibt er auch dort angenehm leise und unaufdringlich.
Technische Daten:
Nissan Micra N-Connecta 1.5 dCi, fünftürige Limousine, Länge x Breite x Höhe: 3,99 x 1,73 x 1,45 Meter, Radstand: 2,45 Meter, Motor: 4 Zylinder, 1.461 ccm, 66 kW/90 PS bei 4.000 U/min
Max. Drehmoment: 220 Nm bei 2.200 U/min, V/max: 179 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 11,9 Sek., Verbrauch (Herstellerangabe): 3,7, Testverbrauch 5,7 Liter, Kofferraumvolumen: 300 bis 1.004 Liter, Anhängelast gebremst/ungebremst 1.170/555 kg, Preis: ab 12.990 Euro, Testwagen: 21.900 Euro
Möchten Sie einen der hier veröffentlichten Texte verwenden, so wenden Sie sich bitte an mich.