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29.09.2010

Eine Legende ist zurück

Von Kai Schwarten

Seit zwei Jahren weht wieder ein heißer Wüstenwind aus Wolfsburg: Mit der dritten Generation des Scirocco sorgt VW erneut für Furore. Und belebt gleichzeitig eine Legende – denn die Generationen I und II schrieben mit rund 800.000 verkauften Exemplaren als erfolgreichste Volkswagen-Coupés aller Zeiten Geschichte.
Insbesondere der 1974 vorgestellte Ur-Scirocco besitzt längst Kult-Status. Denn anders als viele seiner Wettbewerber jener Zeit, war der von Giorgio Giugiaro entworfene Scirocco ein erschwinglicher, alltagstauglicher und dank Frontantrieb auch sicherer Sportwagen für jeden Tag des Jahres.
An diese Tradition knüpft der neue Scirocco an. Dabei stehen aktuell drei Benzin- (122, 160 und 210 PS) sowie zwei Diesel-Aggregate (140 und 170 PS) zur Auswahl, die sich jeweils aufgeladen unter der knackigen Motorhaube verbergen. Der Einstiegspreis der Benzinversionen liegt bei 22.200, der der Dieselvarianten bei 25.900 Euro.
Als erster Volkswagen zeigt der dritte Scirocco das Frontpartie-Design einer neuen Ära. Besonders charakteristisch sind dabei die verchromten Leuchtkörper und die hochglänzend schwarzen Innenflächen der Scheinwerfergehäuse, die durch die ebenfalls schwarz glänzende Kühlergrill-Querspange verbunden werden.
Das Volkswagen Design-Team schuf ein Kombi-Coupé der lupenreinen Sportwagen-Lehre. Dabei entstand eine Silhouette mit dem Potential, auch diesem neuen Volkswagen einen klassenlosen Status einzuhauchen. Dank des lang gezogenen Daches und einer steilen Heckscheibe eröffnet es zudem Raum für Variabilität und 292 bis 755 Liter Stauvolumen.
Eine klare Sprache sprechen die weiteren Eckwerte des Sportwagens. Mit seinen kurzen Überhängen nutzt der Scirocco den Radstand von 2.578 Millimetern effizient für das Raumangebot aus. Hoch ist der VW 1.404, lang exakt 4.256 und in der Breite sind es 1.810 Millimeter.
Die unsichtbare B-Säule, das steil nach hinten ansteigende Fensterband und die auffallend markante C-Säule sind es, die gemeinsam mit der scheinbar endlos langen Dachlinie eine ganz eigene Präsenz und Dynamik vermitteln. Im Heckbereich sorgt ein integrierter Dachspoiler für ein weiteres Plus an Dynamik und zusätzlichen Abtrieb an der Hinterachse. Einen ganz eigenen Kontrapunkt setzen die in Form einer Skultur gestalteten und auch in der Silhouette auffallend prägnanten Rückleuchten.
Die Form der breiten Rückleuchten – mit ihrem unverwechselbaren Nachtdesign – wird in der Heckperspektive am deutlichsten. Den Fahrzeugcharakter bestimmt hier das Verhältnis der Proportionen zwischen Dach und Schulterpartie und damit die Taille. Sie ist scharf konturiert, da das Dach deutlich schmaler läuft als die Gesamtkarosserie. Durch diese Stilmerkmale ergibt sich das typische Design eines sehr leistungsstarken und hochkarätigen Sportwagens.
Die ohnehin recht breite Spur wirkt zudem optisch noch breiter. Von hinten sind die Holme der C-Säulen nicht auszumachen, da sich die Scheibe der Heckklappe über die gesamte Fahrzeugbreite spannt. Das Gesamtdesign der Heckpartie – breiter, wuchtiger Stoßfänger plus große Spurweite plus Dachlinie plus Dachspoiler plus weit umlaufender Heckscheibe – vermittelt so ein ausgesprochen kraftvolles Bild.
Unsere Testfahrten unternahmen wir mit dem stärksten Diesel-Aggregat, dem Zweiliter-TDI. Er leistet 170 PS und bringt bei bereits 1.750 bis 2.500 Umdrehungen immerhin stolze 350 Newtonmeter auf die Straße. Dementsprechend begeistern die Fahrleistungen: Den Sprint von 0 auf 100 km/h schafft er in 8,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 220 km/h. Dabei hat das exzellent abgestimmte Fahrwerk niemals Probleme, die ganze Kraft des Scirocco auf die Straße zu bringen. Und selbst engste Kurven meister er, als ob er auf Schienen gleiten würde. Frohe Kunde dabei für Komfort-Verwöhnte: Der Fahrkomfort bleibt bei so viel Sportlichkeit nie auf der Strecke.
Was ein Verdienst der auf den Scirocco zugeschnittenen neuen, adaptiven Fahrwerksregelung DCC ist. Direkt geregelt werden dabei nicht nur die Dämpferkennung, sondern auch die Abstimmung der elektromechanischen Servolenkung. Die adaptive Fahrwerksregelung bietet drei Programme: „Normal“, „Sport“ und „Comfort“. Entscheidend ist allerdings die Tatsache, dass sich durch die adaptive Fahrwerksregelung permanent die Fahreigenschaften des Scirocco verbessern. Denn die Dämpfung wird ständig der Fahrbahn und der Fahrsituation angepasst. Das System reagiert zudem auf Beschleunigungs-, Brems- und Lenkvorgänge. Der Zielkonflikt zwischen sportlich straffer und komfortabler Auslegung ist damit gelöst.
Wie geschaffen für den sportiven Charakter fügt sich das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe DSG in den Scirocco ein. Es kostet zwar 1.800 Euro mehr als das Schaltgetriebe, beeindruckt aber jederzeit durch extrem kurze Schaltzeiten, so dass der Sportler jederzeit gut am Gas hängt.
Komfortabel geht’s im Innenraum zu. Einer der Gründe: seine vier vollwertigen Sitzplätze. Vollwertig deshalb, weil im Fond zwei Erwachsene bequem Platz haben. Selbst wenn ein Fahrer von 1,90 Meter Größe den Sitz einstellt, bleibt hinter ihm immer noch ausreichend Kniefreiheit. Dazu passen dann auch die fast maßgeschneiderten vier Sportsitze.
Fahrer und Beifahrer erleben im Scirocco ein sportliches und ergonomisch ausgereiftes Umfeld in höchster Verarbeitungsqualität. Haptisch wie optisch besonders angenehm ins Auge fallen die aufwendig gestalteten Türverkleidungen mit ihren prägnanten Zuziehgriffen. Selbsterklärend und übersichtlich wurden zudem die Armaturen und Instrumente ausgelegt. Die Mittelkonsole mit ihren hoch angeordneten Bedienungselementen zeigt sich dabei erfreulich übersichtlich.
Über all die Design-Elemente hat Volkswagen aber nicht vergessen, selbst die kostengünstigsten Basisversionen des Scirocco serienmäßig bereits mit 17-Zoll-Felgen, Klimaanlage sowie sechs Airbags auszustatten.
 

Technische Daten
VW Scirocco: LxBxH: 4,26 x 1,81 x 1,40 Meter, Vierzylinder-Dieselmotor mit Common-Rail-Direkteinspritzung und Abgasturbolader, Hubraum: 1.968 ccm, Leistung: 125 kW/170 PS, maximales Drehmoment: 350 Nm bei 1.750 bis 2.500 U/min, 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG, Verbrauch 5,6 l/100 km, Frontantrieb, Preis: ab 28.975 Euro